Nicht-förderliche Aufgaben: Sag nein!

(© Melanie Vogel) Eine nicht-förderliche Aufgabe ist eine Tätigkeit oder ein Auftrag, der zwar der Organisation hilft, der eigenen Karriere aber nicht dient, sondern nur Zeit frisst. Hierbei handelt es sich um Arbeit, die nicht zum Kernbereich der eigenen Stellenbeschreibung gehört, oft im Hintergrund abläuft und für die selten die eigenen Spezialfähigkeiten benötigt werde. In einer Organisation kann man dies als nicht umsatzgenerierende Arbeit betrachten: zum Beispiel Folien für die Präsentation einer anderen Person vorbereiten, Protokolle in Besprechungen führen, eine Zusammenfassung schreiben oder neue Mitarbeitende einarbeiten. Insbesondere Frauen übernehmen häufig diese nicht-förderlichen Tätigkeiten. Warum ist das so?

Warum übernehmen Frauen nicht-förderliche Aufgaben häufiger?

Studien zeigen, dass Frauen diese Aufgaben nicht übernehmen, weil sie sie besonders gerne machen oder darin besser sind. Stattdessen gibt es eine weit verbreitete Erwartungshaltung, dass Frauen solche Aufgaben übernehmen. Manager fragen Frauen 50 % häufiger nach der Übernahme solcher Arbeiten, und Frauen sagen 50 % häufiger zu – oder melden sich sogar freiwillig. Diese Dynamik führt dazu, dass Frauen unverhältnismäßig stark mit nicht-förderlichen Aufgaben belastet werden.

Welche Auswirkungen hat das auf die Karriere von Frauen?

Die Übernahme nicht-förderlicher Aufgaben kostet Zeit, die Frauen fehlt, um sich auf karriereförderliche Tätigkeiten zu konzentrieren. Das führt dazu, dass sie bei Beförderungen seltener berücksichtigt werden und langfristig hinter ihren männlichen Kollegen zurückbleiben.

Ein systemisches Problem, keine individuelle Schwäche

Dieses Problem betrifft nicht nur einzelne Frauen, sondern ist tief in organisatorischen Praktiken und gesellschaftlichen Erwartungen verankert. Es ist keine Frage, ob Frauen einfach „nein“ sagen sollten – Organisationen müssen aktiv Maßnahmen ergreifen, um die Verteilung solcher Arbeiten zu überdenken.

Wie können Organisationen und Individuen gegensteuern?

Unförderliche Aufgaben belasten nicht nur Frauen, sondern auch Organisationen. Wenn hochqualifizierte Mitarbeitende mit Aufgaben überlastet werden, die wenig zur Wertschöpfung oder Innovation beitragen, wird Potenzial verschwendet. Durch eine faire Verteilung solcher Arbeiten profitieren alle: Frauen erhalten die Chance, sich auf strategisch wichtige Aufgaben zu konzentrieren, und Organisationen schaffen eine Kultur der Chancengleichheit, die Talente besser fördert und bindet. Folgende Aspekte können dabei helfen:

  • Bewusstsein schaffen: Organisationen sollten nachvollziehen, wer welche Aufgaben übernimmt, um Muster zu erkennen und fairer zu verteilen.
  • Zufall statt Freiwilligkeit: Anstelle von Freiwilligen für unförderliche Aufgaben können Organisationen zufällige Rotationssysteme einführen, z. B. durch Auslosung, um die Last gleichmäßig zu verteilen.
  • Handlungsspielraum für Frauen schaffen: Frauen können lernen, strategisch „nein“ zu sagen, indem sie beispielsweise auf andere laufende Aufgaben hinweisen oder Verhandlungen führen: „Ich übernehme das jetzt, aber dann wird mir eine andere Aufgabe abgenommen.“
  • Diversitätsfallen vermeiden: Die Bemühungen um Repräsentation, etwa bei der Besetzung von Gremien oder Diversity-Initiativen, dürfen nicht dazu führen, dass Frauen – insbesondere Frauen aus unterrepräsentierten Gruppen – eine unverhältnismäßige Last tragen.

Fazit

Um echte Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu erreichen, reicht es nicht, einzelne Frauen zu stärken. Organisationen müssen Verantwortung übernehmen, um Erwartungen zu hinterfragen, systematische Hürden abzubauen und Aufgaben fairer zu verteilen. Nur so können alle Mitarbeitenden ihr volles Potenzial entfalten.


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